„Und nicht etwa kreuz und quer, irrlichteliere hin und her“, heißt es schon in Goethes Faust. Wir können hier natürlich davon ausgehen, dass er dabei nicht schon an Mähroboter gedacht hat. Und wenn Du Dich fragst, warum ein Mähroboter, der kreuz und quer auf Deinem Rasen fährt, trotzdem so schöne Mähergebnisse liefert, dann klären wir Dich in diesem Beitrag auf.
Das sogenannte Zufallsprinzip
Mähroboter, die kreuz und quer fahren und dabei scheinbar irrlichtern, machen dies aus einem ganz bestimmten Grund. Das Zufalls- oder auch chaotische Prinzip sorgt dafür, dass der Roboter alle Bereiche des Rasens in einem bestimmten Zeitfenster mindestens einmal abfährt. Erreicht wird dies, indem der Mähroboter unter bestimmten Bedingungen seine Richtung zufällig ändert. Das passiert, wenn er an die Begrenzung gerät, auf ein Hindernis wie einen Baum stößt oder eine bestimmte Strecke geradeaus gefahren ist.
Kreuz und quer, aber nicht ganz so zufällig
Je nach Navigationssystem (gar keines, Kamera, GPS, etc.), Kartenspeicherart und Methode der Mähbereichsbegrenzung (Kabel, GPS, Rasensensor) kann die Fahrweise des Mähroboters aber auch nur zufällig aussehen, obwohl sie es gar nicht ist. Wenn der Mähbereich beispielsweise in einzelne Zonen aufgeteilt wird, die nacheinander abgearbeitet werden, dann achtet der Mähroboter darauf, dass er bestimmte Stellen nicht viel häufiger anfährt als andere. Innerhalb der Zonen fährt der Mähroboter aber immer noch kreuz und quer. So sorgt er für mehr Gleichmäßigkeit. Die Zonen können andererseits aber auch so priorisiert werden, dass sie öfter angefahren werden. Die Priorisierung einer Zone ist beispielsweise dann sinnvoll, wenn durch die Licht-, Schatten-, Boden- oder Wetterverhältnisse das Gras in dieser Zone besser wächst. Für einen außenstehenden Betrachter erschließt sich das System des Kreuz- und Querfahrens jedenfalls nicht auf den ersten Blick.
Wie wird das Kreuz- und Querfahren bei Mährobotern gesteuert?
Eine berechtigte Frage ist, wie der Mähroboter es hinbekommt, dass er kreuz und quer fährt, aber trotzdem den Überblick behält. Hinter allem steckt natürlich ein ausgeklügelter Software-Algorithmus, der die Mähbereiche mithilfe statistischer Methoden auswertet und beispielsweise festlegt, um wie viele Grade sich der Mähroboter drehen soll, wenn eine Richtungsänderung ansteht. Über die Kartenspeicherung weiß der Mähroboter, welche Stellen in einem Durchlauf bereits wie oft von welcher Seite aus angefahren wurden. Zur Informationsgewinnung dienen auch diverse Sensoren, ein Zähler für die Radumdrehungen oder gegebenenfalls GPS. Bei komplex gestalteten Gärten mit Korridoren oder eingeschränkten Manövriermöglichkeiten können Mähroboter auf andere Techniken zurückgreifen, um die Kreuz- und Querfahrt zu optimieren.
Suchkabel und Fernstartpunkte
Eine Option ist ein Suchkabel, das im Mähbereich verlegt wird. Dieses Kabel dient als Orientierungshilfe. Mit einem Suchkabel findet der Mähroboter einerseits schnell zurück zur Ladestation. Andererseits können entlang des Suchkabels aber auch mehrere Fernstartpunkte in entlegenen Ecken des Gartens definiert werden. Diese werden zunächst gezielt vom Mähroboter angesteuert, bevor er von dort aus kreuz und quer weiterfährt.
Artificial Intelligence Algorithm
KI ist allerorten. Die Firma Worx hat beispielsweise einen Algorithmus entwickelt, der beim Mähen von Kantenbereichen Zeit einspart. Statt, dass der Mähroboter wie bei einer normalen Kreuz- und Querfahrt erst zurücksetzt und dann wendet, wird die Kante so angefahren, dass er in einer fließenden Bewegung wenden kann.
Wachstumssensor und Spiralschnitt
Über einen Wettertimer oder Wachstumssensor kann der Mähroboter das Graswachstum detektieren (höherer Mähwiderstand). So kann er Bereiche identifizieren, die intensiver gemäht werden müssen. An diesen Stellen startet der Mähroboter dann einen gezielten Spiralschnitt, anstatt dass er wie gewohnt kreuz und quer fährt.
Alternativen zu Mährobotern, die kreuz und quer fahren
Es gibt auch Mähroboter, die in Bahnen fahren. Auch sie unterteilen den Garten in sinnvolle Zonen, die dann in mäandernden Spurfahrten abgegrast werden. Im Unterschied zu Mährobotern, die kreuz und quer fahren, sollten welche, die in Bahnen fahren, die Rasenfläche effizienter abmähen. Theoretisch brauchen vollkommen zufällig fahrende Mähroboter 50% mehr Zeit (und Strom), um dieselbe Fläche abzufahren. Diese Differenz schwindet aber mit den oben angesprochenen Beschneidungen des Zufallsprinzips.
Vor- und Nachteile von kreuz und quer fahrenden Mährobotern
Im Gegensatz zu in Bahnen fahrenden Mährobotern birgt die Fahrweise kreuz und quer nur einen entscheidenden Nachteil: den größeren Zeitbedarf und damit erhöhten Stromverbrauch für das Abfahren einer definierten Rasenfläche. Da ein Mähroboter aber ohnehin relativ kontinuierlich im Einsatz ist, verschwindet dieser Nachteil recht schnell.
Ein Mähroboter, der kreuz und quer fährt, kann aber mit einigen Vorteilen aufwarten:
- Das Mähbild ist gleichmäßiger. Es gibt keine Spurrillen und durch das Anfahren aller Stellen von verschiedenen Richtungen gibt es auch keinen „Strich“, also eine Vorzugsrichtung beim Mähbild.
- Ein Mähroboter, der kreuz und quer fährt, hat prinzipiell weniger Probleme mit nicht kartografierten Hindernissen wie herumliegenden Gegenständen.
- Mähroboter mit Zufallsfahrweise finden sich – mit entsprechenden Hilfsmitteln – in komplex gestalteten Gärten besser zurecht, wo ein Routenplan in Bahnen schwer umzusetzen ist.
Der Mähroboter fährt kreuz und quer: alles eine Frage des gesteuerten Zufalls
Es gibt Mähroboter, die rein chaotisch kreuz und quer durch Deinen Garten irrlichtern, um beim Eingangszitat von Goethe zu bleiben. Allerdings haben die Hersteller von Mährobotern inzwischen so viele Optionen in ihrem Steuer- und Regel-Portfolio, dass das reine Zufallsprinzip mittlerweile fast vollständig ausgehebelt ist. Weil das zufällige Mähen aber doch ein gutes Mähbild liefert, wird hier gern vom „optimierten Zufall“ geredet.
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